Unser Bewegungsapparat ist ein komplexes Zusammenspiel aus Knochen, Muskeln, Gelenken, Sehnen und Bändern. Diese Strukturen sorgen gemeinsam dafür, dass wir uns aufrecht halten, bewegen, Sport treiben und unseren Alltag bewältigen können – meist, ohne gross darüber nachzudenken.
Doch genau dieses Zusammenspiel ist störanfällig: Schon kleine Fehlbelastungen, Verletzungen oder degenerative Veränderungen können dazu führen, dass Schmerzen, Bewegungseinschränkungen oder chronische Beschwerden entstehen.
Ein frühzeitiger Besuch beim Orthopäden kann entscheidend sein, um Beschwerden richtig einzuordnen, geeignete Therapien einzuleiten und chronische Verläufe zu vermeiden.
In diesem Beitrag beantworten wir die häufigsten Fragen wie: „Was ist ein Orthopäde?“, „Was macht ein Orthopäde?“ und „Wann zum Orthopäden?“, damit Sie besser einschätzen können, ob ein Besuch beim Orthopäden für Sie sinnvoll ist.
Was ist ein Orthopäde?
Ein Orthopäde ist ein Facharzt, der sich auf die Erkennung, Behandlung und Vorbeugung von Erkrankungen, Verletzungen und Fehlstellungen des Bewegungsapparates spezialisiert hat.
Zum Bewegungsapparat zählen Knochen, Gelenke, Muskeln, Sehnen und Bänder – also alle Strukturen, die für Haltung und Bewegung verantwortlich sind. Doch was macht ein Orthopäde?
In der Schweiz wird heute meist die kombinierte Fachrichtung „Orthopädie und Unfallchirurgie“ angeboten. Das bedeutet, dass moderne Orthopäden sowohl klassische orthopädische Erkrankungen (z. B. Arthrose, Rückenschmerzen) behandeln als auch chirurgisch bei Verletzungen, Brüchen oder Gelenkschäden eingreifen können.
Viele Ärzte vertiefen ihr Wissen zusätzlich durch Spezialisierungen, zum Beispiel in:
- Sportorthopädie
- Kinderorthopädie
- Wirbelsäulenchirurgie
- Endoprothetik (Gelenkersatz)
- Fußchirurgie
Durch diese Spezialisierungen können Orthopäden sehr gezielt auf individuelle Krankheitsbilder eingehen. Damit dürfte auch die Frage „Was macht ein Orthopäde?“ geklärt sein.
Abgrenzung zu anderen Fachrichtungen
- Chirurgen behandeln ebenfalls operative Fälle, sind jedoch nicht primär auf den Bewegungsapparat spezialisiert.
- Rheumatologen konzentrieren sich auf entzündlich-rheumatische Erkrankungen wie Rheumatoide Arthritis.
- Physiotherapeuten führen bewegungstherapeutische Behandlungen durch, stellen aber keine Diagnosen und führen keine ärztlichen Therapien durch.
Wenn Sie sich nicht sicher sind, wann zum Orthopäden und wann zu Physiotherapeuten oder Rheumatologen, können Sie also nichts falsch machen. Orthopäden arbeiten oft eng mit diesen Berufsgruppen zusammen, um Patienten eine umfassende Behandlung zu ermöglichen.
Die Kombination aus medizinischer Expertise, technischer Diagnostik und operativer Kompetenz macht Orthopäden zu zentralen Ansprechpartnern für alle Beschwerden rund um den Bewegungsapparat.
Was macht ein Orthopäde?
Orthopäden kümmern sich umfassend um die Gesundheit des Bewegungsapparats – von der ersten Untersuchung über die Therapie bis zur langfristigen Nachsorge.
Das Ziel ist es, Schmerzen zu lindern, die Beweglichkeit zu erhalten oder wiederherzustellen und Folgeschäden vorzubeugen. Doch was macht ein Orthopäde, um dies zu erreichen?
Diagnostik: Grundlage jeder Behandlung
Am Anfang steht eine gründliche Diagnostik, um die Ursache der Beschwerden präzise zu erkennen.
- Anamnese & körperliche Untersuchung: Im Gespräch werden die Krankengeschichte, aktuelle Symptome und Lebensgewohnheiten erfasst. Anschliessend folgt eine sorgfältige Untersuchung von Haltung, Beweglichkeit und Schmerzpunkten.
- Bildgebende Verfahren: Je nach Verdacht setzt der Orthopäde Verfahren wie Röntgen, Ultraschall, Magnetresonanztomographie (MRT) oder Computertomographie (CT) ein, um Knochen, Gelenke und Weichteile detailliert beurteilen zu können.
- Funktionsprüfungen: Tests zur Beweglichkeit, Stabilität und Muskelkraft liefern zusätzliche Informationen über die betroffenen Strukturen. So lässt sich z. B. feststellen, ob ein Gelenk instabil ist oder Muskeln ungleichmässig belastet werden.
Therapieformen: Konservativ oder operativ
Nach der Diagnose entscheidet der Orthopäde über die passende Behandlung. Dabei gilt meist der Grundsatz: so schonend wie möglich, so gezielt wie nötig. Doch was macht ein Orthopäde, um dies zu erreichen?
Konservative Therapie
Dazu gehören nicht-operative Massnahmen wie:
- Physiotherapie zur Verbesserung von Beweglichkeit und Muskelbalance
- Schmerztherapie (z. B. entzündungshemmende Medikamente)
- Injektionen zur lokalen Behandlung von Entzündungen oder Schmerzen
- Schienen, Bandagen oder orthopädische Hilfsmittel, die Fehlstellungen korrigieren oder Gelenke entlasten
- Anpassung von Alltagsverhalten, Haltung und Bewegung
Operative Therapie
Was macht ein Orthopäde, wenn konservative Massnahmen nicht ausreichen? In solchen Fällen kann ein Eingriff notwendig werden. Typische Operationen sind:
- Arthroskopien (minimalinvasive Gelenkspiegelungen)
- Korrekturoperationen bei Fehlstellungen
- Gelenkersatz (z. B. künstliches Hüft- oder Kniegelenk)
- Eingriffe an Sehnen, Bändern oder der Wirbelsäule
Prävention & Nachsorge: Langfristig mobil bleiben
Orthopäden beschränken sich nicht auf die Akutbehandlung. Ein wichtiger Teil ihrer Arbeit ist die Prävention und Nachsorge, um Rückfälle oder neue Beschwerden zu vermeiden. Dazu gehören:
- Beratung zu Haltung, Bewegung, ergonomischem Arbeiten, geeignetem Schuhwerk und sportlicher Aktivität
- Rehabilitationsbegleitung nach Operationen oder Verletzungen, oft in Zusammenarbeit mit Physiotherapeuten
- Verlaufskontrollen, um den Heilungsprozess zu überwachen und Therapien bei Bedarf anzupassen
Durch diese Kombination aus moderner Diagnostik, gezielter Therapie und individueller Nachsorge helfen Orthopäden Patienten, Beweglichkeit, Schmerzfreiheit und Lebensqualität langfristig zu sichern.
Wann zum Orthopäden?
Viele Menschen schieben Beschwerden am Bewegungsapparat lange vor sich her – oft in der Hoffnung, dass sie „von allein wieder verschwinden“. Dabei gilt: Je früher orthopädische Probleme abgeklärt werden, desto besser sind die Behandlungsmöglichkeiten und Heilungschancen.
Ein Orthopäde ist nicht nur bei schweren Erkrankungen zuständig, sondern auch bei Alltagsbeschwerden, die sich unbehandelt verschlimmern können.
Typische Beschwerden und Symptome
In folgenden Fällen ist ein Termin beim Orthopäden ratsam:
- Rücken- und Gelenkschmerzen: Anhaltende Schmerzen im Rücken, an Hüfte, Knie, Schulter oder anderen Gelenken sind ein häufiger Grund für einen Facharztbesuch. Auch Bewegungseinschränkungen oder Gelenksteifigkeit am Morgen können auf orthopädische Ursachen hindeuten.
- Fehlstellungen und Haltungsschäden: Schiefe Haltung, Beinlängenunterschiede, X- oder O-Beine, Senk- oder Spreizfüsse können unbehandelt langfristig zu Schmerzen und Abnutzungserscheinungen führen.
- Verletzungen durch Sport oder Unfälle: Verstauchungen, Bänderrisse, Meniskusverletzungen, Knochenbrüche oder Muskelrisse sollten unbedingt fachärztlich untersucht werden, um Folgeschäden zu vermeiden.
- Chronische Schmerzen oder Entzündungen: Wenn Schmerzen über Wochen bestehen bleiben, wiederkehren oder sich verstärken, ist eine orthopädische Abklärung notwendig. Auch chronisch-entzündliche Gelenkerkrankungen (z. B. Rheuma) fallen in den Zuständigkeitsbereich.
Vorbeugende Untersuchungen
Falls Sie sich immer noch fragen „Wann zum Orthopäden?“, sollten Sie wissen: Nicht immer müssen bereits Schmerzen bestehen. Orthopäden bieten auch präventive Untersuchungen an, etwa:
- bei Haltungsschwächen, um spätere Fehlbelastungen zu vermeiden,
- bei Kindern und Jugendlichen, um frühzeitig Fehlstellungen (z. B. Skoliose, Fussfehlstellungen) zu erkennen,
- bei Sportlern, um Belastungsprobleme früh zu erkennen oder Verletzungen vorzubeugen,
- bei älteren Menschen zur Sturz- und Osteoporosevorsorge.
Solche Vorsorgeuntersuchungen helfen, Beschwerden zu verhindern, bevor sie entstehen.
Ob akuter Schmerz oder langwieriges Problem – der Orthopäde ist die richtige Adresse, um Ursachen zu klären, Schäden vorzubeugen und eine passende Therapie einzuleiten.
Häufige Krankheitsbilder in der Orthopädie
Orthopäden behandeln ein breites Spektrum an Erkrankungen und Verletzungen des Bewegungsapparats. Manche Probleme entstehen schleichend durch Abnutzung oder Fehlhaltungen, andere plötzlich durch Verletzungen.
Im Folgenden ein Überblick über die häufigsten orthopädischen Krankheitsbilder:
Arthrose & Arthritis
Arthrose ist eine degenerative Gelenkerkrankung, bei der der Knorpel nach und nach abgebaut wird. Typische Symptome sind Gelenkschmerzen, Steifigkeit (vor allem morgens) und eine eingeschränkte Beweglichkeit. Am häufigsten betroffen sind Knie, Hüften, Hände und Wirbelsäule.
Arthrose entwickelt sich meist über Jahre – frühzeitige Diagnostik und gezielte Therapie können den Verlauf jedoch deutlich verlangsamen.
Arthritis hingegen ist eine entzündliche Gelenkerkrankung, die häufig durch Autoimmunprozesse (z. B. Rheumatoide Arthritis) ausgelöst wird. Typisch sind Schwellungen, Rötungen, Erwärmung der Gelenke und Schmerzen in Ruhe.
Was macht ein Orthopäde in diesen Fällen? Orthopäden arbeiten hier oft eng mit Rheumatologen zusammen, um eine kombinierte medikamentöse und orthopädische Behandlung sicherzustellen.
Bandscheibenvorfälle & Rückenschmerzen
Rückenschmerzen gehören zu den häufigsten Gründen für einen Arztbesuch. Ursachen können Verspannungen, Fehlhaltungen, muskuläre Dysbalancen oder Verschleisserscheinungen der Wirbelsäule sein.
Ein Bandscheibenvorfall entsteht, wenn der Gallertkern einer Bandscheibe durch den Faserring austritt und auf Nerven drückt. Typische Symptome sind plötzliche, ausstrahlende Schmerzen, Taubheitsgefühle oder Lähmungserscheinungen.
Orthopäden stellen die Diagnose meist durch körperliche Tests und Bildgebung und entscheiden über konservative (z. B. Physiotherapie, Injektionen) oder operative Massnahmen.
Sehnenentzündungen & Schleimbeutelentzündungen
Sehnenentzündungen (Tendinitiden) entstehen häufig durch Überlastung, Fehlbelastung oder monotone Bewegungen, etwa an der Schulter (z. B. Supraspinatussehne), am Ellenbogen („Tennisellenbogen“) oder an der Achillessehne.
Schleimbeutelentzündungen (Bursitiden) treten z. B. an Knie, Hüfte oder Schulter auf und führen zu lokalen Schmerzen, Schwellungen und Bewegungseinschränkungen. Beide Krankheitsbilder werden meist konservativ behandelt – mit Ruhigstellung, Physiotherapie, Injektionen und gezielter Belastungsanpassung.
Fehlstellungen (z. B. Skoliose, X- oder O-Beine)
Fehlstellungen der Wirbelsäule oder der Extremitäten können angeboren oder erworben sein.
- Skoliose bezeichnet eine seitliche Verkrümmung der Wirbelsäule, die häufig im Kindes- oder Jugendalter entsteht.
- X-Beine (Genu valgum) und O-Beine (Genu varum) beeinflussen die Gelenkbelastung und können unbehandelt zu frühzeitiger Arthrose führen.
Wann zum Orthopäden in solchen Situationen? Besser zu früh als zu spät!
Orthopäden erkennen solche Fehlstellungen oft frühzeitig durch körperliche Untersuchungen und Bildgebung. Die Behandlung reicht von Übungen und Hilfsmitteln bis hin zu operativen Korrekturen, je nach Schweregrad.
Sportverletzungen (z. B. Kreuzbandriss, Meniskus)
Sportliche Aktivität birgt ein erhöhtes Risiko für Verletzungen von Gelenken, Bändern und Muskeln. Besonders häufig sind:
- Kreuzbandrisse und Meniskusverletzungen am Knie
- Bänderrisse am Sprunggelenk
- Schulterluxationen oder Rotatorenmanschettenverletzungen
Orthopäden sind in solchen Fällen zentrale Ansprechpartner für Diagnostik, Therapieplanung und Nachsorge. Je nach Verletzung und Aktivitätsniveau erfolgt eine konservative Rehabilitation oder operative Stabilisierung, um eine bestmögliche Wiederherstellung der Funktion zu erreichen.
Ob Verschleiss, Fehlstellung oder Verletzung – eine frühzeitige fachärztliche Untersuchung hilft, Langzeitschäden zu vermeiden und die Beweglichkeit dauerhaft zu sichern.
Diagnostik beim Orthopäden – Ablauf des ersten Termins
Viele Patienten wissen vor dem ersten Termin beim Orthopäden nicht genau, was sie erwartet. Sie fragen sich: „Was macht ein Orthopäde beim ersten Besuch und was muss ich mitbringen?“
Tatsächlich kann eine gute Vorbereitung entscheidend dazu beitragen, dass die Diagnose schneller gestellt und die passende Therapie frühzeitig eingeleitet wird. Ein Besuch beim Orthopäden folgt meist einem klar strukturierten Ablauf.
Was Patienten erwartet
Zu Beginn steht ein ausführliches Anamnesegespräch. Der Orthopäde fragt nach:
- Art, Dauer und Intensität der Beschwerden
- möglichen Auslösern (z. B. Unfall, Belastung, Fehlhaltungen)
- bisherigen Therapien oder Medikamenten
- beruflichen oder sportlichen Belastungen
Anschliessend folgt eine körperliche Untersuchung. Je nach Beschwerdebild wird:
- Haltung, Gangbild und Beweglichkeit überprüft
- auf Schmerzpunkte oder Fehlstellungen geachtet
- die Stabilität von Gelenken getestet
- die Muskelkraft beurteilt
Oft werden zusätzlich bildgebende Verfahren eingesetzt, etwa Röntgen, Ultraschall, MRT oder CT, um die Strukturen im Detail beurteilen zu können.
Welche Unterlagen sinnvoll sind
Um unnötige Doppeluntersuchungen zu vermeiden und dem Orthopäden ein vollständiges Bild zu geben, sollten Patienten folgende Unterlagen mitbringen – wenn vorhanden:
- Röntgenbilder, MRT- oder CT-Aufnahmen (am besten digital auf CD oder USB-Stick)
- Vorbefunde und Arztberichte früherer Behandlungen
- Operationsberichte oder Reha-Unterlagen
- Medikamentenliste, falls regelmässig Medikamente eingenommen werden
- Krankenkassenkarte und ggf. Überweisung vom Hausarzt
Mit einer guten Vorbereitung und vollständigen Unterlagen kann der Orthopäde den ersten Termin nutzen, um eine fundierte Diagnose zu stellen und ein individuelles Therapiekonzept zu entwickeln. Das spart Zeit, beschleunigt den Behandlungsstart und erhöht die Chance auf eine erfolgreiche Therapie.
Fazit: Orthopädische Hilfe frühzeitig nutzen
Orthopädische Beschwerden sind weit verbreitet – von Rückenschmerzen über Gelenkprobleme bis hin zu akuten Verletzungen.
Wann zum Orthopäden? Je früher fachärztlicher Rat eingeholt wird, desto grösser sind die Chancen auf eine erfolgreiche und schonende Behandlung.
Orthopäden spielen eine zentrale Rolle in der Prävention, Diagnostik und konservativen Therapie. Durch ihr breites Fachwissen können sie Ursachen gezielt erkennen, individuelle Therapien einleiten und Patienten langfristig begleiten – oft ganz ohne Operation.
Wenn Sie unter anhaltenden Schmerzen, Bewegungseinschränkungen oder wiederkehrenden Beschwerden leiden, zögern Sie nicht, einen Facharzt für Orthopädie aufzusuchen!
Ein frühzeitiger Besuch kann entscheidend dazu beitragen, Probleme rechtzeitig zu erkennen und erfolgreich zu behandeln – damit Sie aktiv, beweglich und schmerzfrei bleiben.

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